Neues Leben für tote Gleise

Ein großes Ziel: Reaktivierung der Bahnstrecke Overath-Siegburg

Mit dem Zug von Overath nach Siegburg in einer halben Stunde? Eine direkte Zugverbindung durchs Aggertal über Lohmar gab es bis 1954 schon einmal. Perspektivisch könnte die Strecke in Zukunft Verkehr wieder auf die Schiene locken - eine realistische Perspektive oder Hirngespinst?

Ich meine, Chancen muss man mutig dann ergreifen, wenn sie sich ergeben. Und so eine Chance für Overath zeigt die Denkschrift des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zur Reaktivierung dieser Eisenbahnstrecke von Overath über Wahlscheid, Lohmar zum Bahnhof Siegburg/Bonn auf.

Der VDV geht davon aus, dass „eine nach neuzeitlichen Standards revitalisierte Verbindung der zahlreichen Ortschaften des Aggertales mit Siegburg und dem Oberzentrum Bonn sowie den attraktiven Anschlussmöglichkeiten in Siegburg ... als hochattraktiv eingeschätzt werden (muss).“ Ferner dürfte das Fahrgastpotential der Strecke schon angesichts der hohen Bevölkerungsdichte an der Verkehrsachse und des hohen Verkehrsaufkommens auf der B484 „in der Spitzengruppe des Landes NRW liegen.“ Die Reisegeschwindigkeit (einschließlich der Halte) auf einer neuzeitlich ausgebauten Nebenbahn beträgt laut VDV in Parallelführung zu Hauptstraßen zwischen 45 und 50 km/h. „Bezogen auf die Strecke Overath-Siegburg/Bonn würde dies zu einer Fahrzeit von 27 Minuten führen. Damit wäre die Bahnverbindung im Vergleich zum Bus … 16 bis 20 Minuten schneller.“

Zur Realisierung der Bahnverbindung Overath-Siegburg wäre der Abschnitt von Overath-Eichthal bis in den Süden Lohmars großenteils nahe der historischen Trassenführung neu zu bauen. In Lohmar müsste die Streckenführung der Umgehung angepasst werden, also parallel zum Autobahnzubringer Lohmar Nord und zur A3 erfolgen, dann mit einer neuen Brücke über die Autobahn. Angesichts der zu erwartenden Fahrgäste wäre voraussichtlich ein Halbstundentakt gerechtfertigt.

Klar, mit mehr Klimaschutz, weniger Abgasen und weniger Staus liegt jede neue Zugstrecke im Trend der Zeit. Für uns in Overath würde eine direkte Bahnverbindung Richtung Siegburg aber darüber hinaus ganz neue Perspektiven eröffnen. Siegburg in einer halben Stunde, Bonn in weniger als einer, machen beide Städte als Arbeitsplätze für Overather interessant. Und auch umgekehrt rücken unsere Stadt und das an der RB 25 liegende Bergische Land in den Fokus der ehemaligen Bundeshauptstadt. Vernetzung hat einer Region noch nie geschadet.

Mit dem vor Ostern einstimmig gefassten Beschluss des Regionalrates Köln ist ein erster, kleiner Schritt bereits getan. Der Regionalrat für den Regierungsbezirk Köln - am ehesten vergleichbar mit einem „Stadtrat für den Regierungsbezirk“, dessen Vorsitzender ich seit 2010 bin - hat diese Verbindung vor Ostern in eine Liste von 22 ehemaligen Schienenstrecken aufgenommen, die auf jeden Fall für zukünftigen Verkehr freigehalten werden sollen.

Ein ausführliches Exposé zu den Möglichkeiten einer Wiederbelebung der Schienenverbindung erscheint in Kürze hier.

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