„Der schönste Wald ist der vor der Haustür“

Interview: Rainer Deppe ist CDU-Fraktionsvize und Wald-Liebhaber. Leider sind die NRW-Wälder in teils katastrophalem Zustand. Ideen für ihre Zukunft gibt es aber.

Herr Deppe, haben Sie einen Lieblingswald in Nordrhein-Westfalen?
Nordrhein-Westfalen ist so ungeheuer vielfältig - auch die Wälder. Als Bergischer fühle ich mich in den frischen Wäldern an unseren Talsperren besonders wohl, etwa an der Bevertalsperre bei Hückeswagen. Oder auch im Siebengebirge mit den grandiosen Ausblicken auf das Rheintal. Aber eigentlich ist der schönste Wald immer der nächste vor der Haustür.

Was bedeutet der Wald für Sie persönlich?
Vor allem Ruhe, frische Luft und Entspannung. Aber immer gibt es etwas zu entdecken. Natur bedeutet ständige Veränderung.

Wie geht es denn den NRW-Wäldern?
Im Moment gar nicht gut. Das dritte Trockenjahr in Folge lässt die Bäume regelrecht verdursten. Bei den geschwächten Bäumen haben die zerstörerischen Borkenkäfer und Pilzerkrankungen leichtes Spiel. Besonders dort, wo es in den Jahrzehnten zuvor viel Regen gab - im Bergischen Land und im Sauerland -, werden 50 bis 60 Prozent der Bäume zunächst einmal verschwinden. Die Landschaft verändert sich derzeit von Woche zu Woche.

Und warum kümmert sich die CDU so um den Zustand des Waldes - ist das nicht ein „grünes“ Thema?
Die CDU hat sich schon um die Wiederbewaldung nach den Kriegsjahren gekümmert. Verbundenheit mit dem Wald gehört doch zur DNA der Deutschen, und daher auch zu unserer. Gut ein Viertel unseres Bundeslandes besteht aus Wald. Zumindest noch. Er ist für uns alle überlebenswichtig.

Kann der Wald sich nicht selbst reparieren, wenn wir der Natur ihren Lauf lassen?
Wohin die grün-ideologisch motivierte Forderung führt, den Wald sich selbst zu überlassen, kann man 13 Jahre nach Kyrill dort besichtigen, wo die Eigentümer diesem Rat gefolgt sind. Die jüngst im Landtag vorgestellte Auswertung des Landesbetriebs Wald und Holz belegt: beim Nichtstun folgen Fichten auf Fichten.

Was haben Sie gegen Fichten?
Nichts per se. Sie werden unserem Klimawandel nur leider nicht standhalten. Da brauchen wir andere Baumarten.

Zwei Drittel der Wälder in NRW sind in Privatbesitz - ist das ein Problem?
Für die CDU ist die breite Streuung des Eigentums doch nie ein Problem, sondern Teil der Lösung und zugleich eine große Chance. Vielfalt ist immer stabiler als Uniformität. Wir wollen die Eigentümer unterstützen, damit sie in der Lage sind, sich um ihren Wald zu kümmern. Eigentum, um das sich niemand kümmert, wird nämlich von selbst wertlos. Das wissen auch die Waldbesitzer.

Welche Möglichkeiten hat die Politik, dem Wald zu helfen?
Zuallererst durch Information und Beratung. Aber es fließt auch so viel zusätzliches Steuergeld in den Wald wie noch nie: in diesem Jahr in NRW mindestens 57 Millionen Euro. Unsere Ministerin Ursula Heinen-Esser erleichtert ständig die überholten Förderverfahren aus rot-grüner Zeit. Auch im Wald ist Bürokratieabbau ein Thema.

Warum halten Sie eine Baumprämie für so wichtig? Und woran hakt es?
Der Wald sorgt für Sauerstoff, speichert Wasser, gleicht Temperaturen aus, ist Lebensraum für Insekten, Pilze, Vögel, Wild, schützt vor Erosion, er filtert CO2 aus der Atmosphäre und speichert es im Holz. Die Waldeigentümer stellen diese Ökosystemleistungen der Gesellschaft bisher zum Nulltarif zur Verfügung. Sie hatten im Gegenzug schließlich die Erlöse aus dem Holzverkauf. Diese Einnahmequelle wird für mindestens 30 bis 40 Jahre wegfallen angesichts der Schäden. Da soll die Baumprämie aus dem neuen Energie- und Klimafonds des Bundes ein nur allzu berechtigter Ausgleich sein. Aber bisher blockiert diese Lösung SPD-Bundesumweltministerin Svenja Schulze.

Wie sieht der Wald der Zukunft in Ihrer Vorstellung aus?
Klimastabil und vielfältig. Der Wald der Zukunft wird ein artenreicher Mischwald sein. Im Waldbaukonzept der Landesregierung sind auf jeden Standort abgestimmt 23 unterschiedliche Waldentwicklungstypen exakt definiert. Dort finden wir ganz unterschiedliche Baumarten wie Eiche, Douglasie, Küstentanne, Ahorn, Esskastanie, Walnuss, Kiefer, Linde, Ahorn, Vogelbeere, natürlich auch Buche und Fichte; insgesamt fast 50 Arten.

Wagen Sie doch mal eine Prognose: Trotz Extremwetter und Schädlingen - schafft unser Wald in NRW das?
Unsere Generation hat die Verantwortung dafür, dass unsere Nachkommen auch in 150 Jahren einen vitalen Wald haben. Wenn wir auf die Klimaveränderungen klug reagieren und wissenschaftliche Erkenntnisse mit der Praxiserfahrung der Waldeigentümer und der Förster verbinden, wird uns das gelingen.

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